Kreuzbandruptur
Der Kreuzbandriss
Die Kreuzbänder (unterteilt in vorderes und hinteres mit je zwei Zügeln) stabilisieren das Kniegelenk in jede Richtung.
In Deutschland treten jedes Jahr über 35.0000 Knieverletzungen mit Kreuzbandriss auf. 80% aller Kreuzbandrisse werden operativ durch eine Kreuzbandrekonstruktion behandelt.
Die meisten Ereignisse, die zu Kreuzbandverletzungen führen, sind Sportunfälle: Sportarten mit schnellen Richtungswechseln haben die höchste Rate an Kreuzbandverletzungen (Fußball, Handball, Skifahren,…).
Nach einem Kreuzbandriss fehlt ein wichtiger Stabilisator im Kniegelenk.
In der Mehrzahl der Fälle wird ein Kreuzbandriss mit einer Transplantation behandelt (mit körpereigener Sehne). Immer häufiger kann jedoch ein nur teilweise gerissenes Kreuzband wieder angenäht werden oder ein knöchern aus der Verankerung herausgerissenes Kreuzband wieder mit einer Verankerung im Knochen refixiert werden.
Die richtige Wahl der Operationsmethode hängt von den individuellen Gegebenheiten ab und wird von Patient zu Patient getroffen.


Warum sollte ein Kreuzbandriss konsequent versorgt werden?
Ein Kreuzbandriss führt zu einem instabilen Kniegelenk und damit kurz- und mittelfristig zu Mikroverletzungen des Knorpels und Meniskusrissen. Eine Spontanheilung ist beim Kreuzbandriss nicht möglich.
Die schwerwiegendste Folge ist somit die Arthrose (Gelenkverschleiß) des Kniegelenkes!
Um das Kniegelenk nach einem Kreuzbandriss wieder dauerhaft zu stabilisieren, muss daher durch eine Kreuzbandersatzplastik die Kreuzbandfunktion wiederhergestellt werden.
Aus diesem Grund befürwortet Dr. Müller bei den meisten Patienten die Kreuzbandoperation (Ausnahme sind ältere Patienten mit geringem Aktivitätsniveau).
Kreuzbandplastik
Bei der Kreuzband-Operation wird das gerissene (vordere) Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt (autologes Transplantat). Hier kann aus verschiedenen Sehnen gewählt werden:
- Semitendinosus/-Gracilissehne (4-fach gelegt) aus der Oberschenkelinnenseite
- Patellarsehnedrittel (Kniescheibensehne)
- Quadricepssehnendrittel (Oberschenkelsehne
Für jede Sehne gibt es Vor- und Nachteile, wobei bei der Semitendinosussehne die Vorteile überwiegen, daher ist diese Sehne das bevorzugte Transplantat von Dr. Müller.
Die Traglast der so gebündelten Semitendinosussehne als Transplantat beträgt 2400 kg und entspricht damit der Traglast und Steifigkeit des natürlichen Kreuzbandes.
Allen verwendeten Sehnen liegt das gleiche Operationsprinzip zugrunde: es wird ein Bohrtunnel durch Oberschenkel- und Schienbeinknochen gebohrt und durch diesen Tunnel das Sehnentransplantat hindurchgezogen. Befestigt wird das Sehnentransplantat mit wahlweise einem oder mehreren Knochenankern (Endo-/Ultrabutton) und/oder einer Interferenzschraube (selbstauflösend) und/oder Kunststoffstifte. Eine Entfernung der Fixierungsmittel ist nicht notwendig, so daß kein weiterer Eingriff entsteht.
Diese Operationstechnik gilt heutzutage als Standardoperation. Dr. Müller führt diese Operation im Vergleich zu anderen Operateuren sehr häufig durch (ca. 150 mal pro Jahr).
Direkt nach der Operation ist die Stabilität des Kniegelenkes wiederhergestellt. Das Kniegelenk kann in der Regel nach einigen Tagen wieder axial (gestrecktes Bein) belastet werden. Eine Gelenkorthese ist für wenige Wochen erforderlich.
Es gibt in der Praxis ein fest einzuhaltendes Nachbehandlungsschema, welches mit den Operationsunterlagen ausgehändigt wird.

Kreuzbandnaht
Bei Teilrupturen unter 50% Banddurchmesser des Kreuzbandes, kann in günstigen Fällen eine Naht des Kreuzbandes durchgeführt werden. Dabei wird der Bereich des knöchernen Ansatzes, aus dem das Kreuzband herausgerissen ist, mit kleinen Bohrlöchern angefrischt. Die gerissenen Fasern werden mit einer speziellen Nahttechnik wieder an diese Stelle angelegt und befestigt (sog. healing response).
Die Naht des Kreuzbandes hat den Vorteil, dass das ursprüngliche Kreuzband mit allen Nervenendigungen erhalten bleibt, die später die Koordination beim Gehen unterstützen und Propriozeption (Gelenkkoordination) deutlich verbessern.

Vorteile von körpereigenem (autologem) Sehnenmaterial im Vergleich zu künstlich hergestellten Sehnen
Zahlreiche Studien belegen, dass durch die Kreuzbandplastik mit körpereigenem Material die besten Resultate erzielt werden.
Bei verwenden von körpereigenem Material wird ein natürlicher und nachhaltiger Heilungsprozess in Gang gesetzt. Die implantierte Sehne wird als körpereigenes Material erkannt und es wachsen sofort Blutgefässe in die Sehne ein (Vaskularisierung). Dies führt zu einer dauerhaften Versorgung des Transplantates, welches sich zu einem natürlichen Kreuzband umbaut. Dieses „neue“ Kreuzband hat eine ähnliche Belastbarkeit, wie das Gerissene. Das Knie behält seine natürliche Trainier- und Belastbarkeit. Nach 6-9 Monaten ist diese Einheilung abgeschlossen.


Wie wird bei Dr. Müller das Kreuzband operiert?
Die Kreuzbandersatzplastik wird AUSSCHLIEßLICH minimalinvasiv durchgeführt (Operation wird an einem Monitor durchgeführt)!
Die Vorteile dieser Schlüssellochtechnik liegen auf der Hand:
- Nur kleine Operationszugänge, daher schnelle Wundheilung und auch keine großflächigen Narben, welche die Gelenksfunktion stören
- stark verkürzte Heilungszeit
- geringeres Infektionsrisiko
- kürzere Operationszeiten
- schmerzarme Entnahme des Transplantates
- Vor allem Leistungssportler profitieren von dem schnelleren Beginn der Aufbauübungen
Probleme bei der Kreuzbandplastik
Bei der Verwendung des Patellasehnendrittels können nach der Operation Schmerzen im Entnahmebereich auftreten. Ein Hinknien kann sehr eingeschränkt bis nicht möglich sein. Daher ist diese Art der Operation bei Patienten mit knienden Berufen von vorneherein auszuschließen.
Bei der Verwendung des Quadricepssehnendrittels verbleibt nach der Operation häufig ein messbares Defizit in der Oberschenkelmuskulatur, daher führt Dr. Müller dieses Verfahren nur bei Revisionseingriffen durch.
Andererseits kann es bei Verwendung der Semitendinosus- und Gracilissehne vorkommen, dass das Transplantat sich weitet und verlängert, sodass trotz Rekonstruktion des Kreuzbandes geringe Instabilitäten möglich sind. Durch konsequentes Vordehnen des Transplantates wird dieser Verlängerung jedoch entgegengewirkt, sodass die Verwendung der Semitendinosussehne das bevorzugte Verfahren von Dr. Müller ist.

Mögliche Komplikationen
Tunnelweitung nach Kreuzbandplastik sind ein großes Problem bei der operativen Versorgung von Kreuzbandverletzungen.
Die genaue Ursache für zu große Bohrtunneldurchmesser ist nicht geklärt. Tunnelweitung kann unabhängig von den Implantattypen und Befestigungverfahren des Kreuzbandtransplantates auftreten. Minimiert wird dieses Risiko, indem das Transplantat „press-fit“ eingebracht wird (Transplantat passt gerade so in den Tunnel).
Arthrofibrose (Bewegungseinschränkung mit Versteifung des Kniegelenkes): durch entstehende Narben im Kniegelenk kommt es zu einer Einschränkung der Gelenksbeweglichkeit. Dies äußert sich meistens durch ein Streckdefizit. Die genaue Ursache ist noch umstritten.
Eine postoperative Infektion kommt sehr selten vor. Tritt eine Infektion jedoch auf, kann Sie katastrophale Folgen haben, bis hin zur Kniearthrose schon bei jungen Patienten. Vor allem eine lange Operationszeit begünstigt Infektionen. Hier kommt die Erfahrung des Operateurs und die Anzahl der durchgeführten Operationen ins Spiel. Je erfahrener, desto kürzer die Operationszeit, desto geringer das Infektionsrisiko. Mit ca. 150 Kreuzbandoperationen pro Jahr liegt bei Dr. Müller eine sehr hohe Anzahl an jährlichen Operationen vor. Dies spiegelt sich auch in der sehr kurzen Operationsdauer von ca. 45 Minuten wieder.
Sport nach Kreuzbandoperationen
Sobald das Kniegelenk für sportliche Tätigkeiten freigegeben ist, können die vorher betriebenen Sportarten wiederaufgenommen werden. Nach ca. 1 Jahr kann man von einer dem natürlichen Kreuzband gleichwertigen Belastbarkeit des eingeheilten Transplantats ausgehen.
Bevor es eine Freigabe für leistungsorientierte Sportler gibt, wird bei Dr. Müller ein Stabilitätstest (Cybex-Test) durchgeführt. Anhand dieses Testes ist ersichtlich, ob das Transplantat stabil genug ist und v.a. ob die Muskulatur des Oberschenkels wieder adäquat auftrainiert ist, um die Sportart sicher auszuführen.
- Radfahren, Walking ca. 6 Wochen postoperativ
- Jogging ca. 3 Monate postoperativ
- Kontaktsportarten, Fußball, Handball, Ski, Tennis ca. 6-9 Monate postoperativ
Arbeitsfähigkeit nach Kreuzbandoperation
Eine sitzende Tätigkeit (Büro) kann in der Regel nach 10-14 Tagen wiederaufgenommen werden.
Stehende und für die Knie belastende Tätigkeiten sind nach ca. 4 Wochen unter Orthesenschutz möglich.
Auf jeden Fall muss die vollständige Wundheilung (in der Regel nach dem Fadenzug) abgewartet werden.
Insgesamt ist nach einer Kreuzbandoperation von 3-6 Monaten krankengymnastischer und muskelkräftigender Übungstherapie auszugehen. Somit entsteht eine lange und aufwendige Nachbehandlung.
Return-To-Sport (Sport kann auf dem Leistungsniveau wie vor dem Unfall wieder durchgeführt werden) ist im idealen Fall nach 7-8 Monaten erreichbar.